Was macht eigentlich der alte Hafen im BusinessPark?

– persönlicher Bericht mit Hintergrund

Herbststurm über der Elbe. Grauer Himmel, Wind aus West. Das Wasser drückt tief in die kleine Bucht am Rand des BusinessParks. Zwischen Graffiti an alten Spundwänden und neuen Sitzbänken steht die Mole, die Wellen rollen an die Steinschüttung. Still ist es nicht, aber der Ort wirkt heute zurückgenommen. Wer hier steht, schaut auf ein Stück Wedeler Geschichte.

Vom Werkshafen zu „Schnalles Hafen“

Der ehemalige Werkshafen – in Wedel als Schnalles Hafen bekannt – war Teil des maritim-industriellen Standorts an der Elbe. Ab 1906 nutzte ihn unter anderem die Mineralöl-Raffinerie Wedel (später Mobil Oil). In den 1980er Jahren pachtete Günter Bätjer, genannt „Schnalle“, das Gelände und machte es zu einem Treffpunkt für maritime Individualisten und Segler. Der kleine Hafen wurde damit zu einer lokalen Legende der Wedeler Freizeit- und Schiffszene.1

Nach dem Rückzug von „Schnalle“ und dem Ende der Raffinerienutzung verfiel das Gelände. Altlasten blieben zurück: Mineralölrückstände und andere Schadstoffe, die bei Niedrigwasser noch lange sichtbar waren.

Sanierung und Umbau zum öffentlichen Uferbereich

Im Zuge der Entwicklung des BusinessPark Elbufer entschied die Stadt 2019, den Hafen nicht zu reaktivieren, sondern als grünen Uferbereich umzubauen. Gründe: starkes Verschlicken des Beckens, fehlende Hochwassersicherheit, belastete Sedimente sowie die ökologische Einstufung großer Teile als schützenswertes Süßwasserwatt. Der Ratsbeschluss sah vor:2

  • Erhalt und Ertüchtigung der Mole (Fugen und Risse schließen)
  • Anhebung des Geländes um ca. 2 m zur Hochwassersicherung
  • Kürzung der Spundwand und Ufersicherung durch Steinschüttung
  • Wegeführung für Fuß- und Radverkehr, Aussichtsbereich mit Sitzmöglichkeiten
  • Kostenansatz rund 1,2 Mio. €; Bauumsetzung ab 2020

Mit Abschluss der Maßnahmen wurde der Bereich 2024 als öffentlich zugängliches Ufer gestaltet: Blühwiese, eine markante Silberweide, zusätzliche Sitzbänke und eine verbesserte Fahrradinfrastruktur laden seither zum Verweilen ein.3

Heute: Industriegeschichte trifft Elbblick

Der ehemalige Hafen ist kein Anlegepunkt mehr. Er ist eine ruhige Bucht mit freiem Blick auf die Elbe. Die alte Substanz bleibt ablesbar: Mole, Spundwandreste, Poller. Daneben die neue Nutzung: Radweg, Sitzbänke, Aussichtskante. Ein Ort, an dem Wedels Wandel sichtbar wird – von der Industriefläche zum öffentlich nutzbaren Ufer.

Fotogalerie vom Besuch


Blick auf die Molenöffnung und das Elbufer. Foto: Jan Lüchau, 24.10.2025

Zuwegung und Aussicht auf die Elbe. Foto: Jan Lüchau, 24.10.2025

Aussichtsbereich, Poller- und Spundwandreste. Foto: Jan Lüchau, 24.10.2025

Mole mit Elbblick. Foto: Jan Lüchau, 24.10.2025

Aufgeschüttetes Ufer, Wege und Sitzbänke. Foto: Jan Lüchau, 24.10.2025

Hier wird sichtbar, wie Wedel mit belasteter Industriegeschichte umgeht: Altlasten sichern, Naturwerte achten und das Ufer nutzbar machen. Schnalles Hafen ist heute weniger Ort der Arbeit, mehr Ort des Blicks auf die Elbe.

Quellen

  1. Zeitzeugen- und Regionalberichte zu „Schnalle“ und der Nutzung in den 1980er Jahren
  2. Beschlussvorlage BV/2019/095 „Sanierungsarbeiten im Bereich des Hafens des BusinessPark Elbufer“, Stadt Wedel (Rat, 26.09.2019)
  3. Stadt Wedel: Informationen zur Sanierung und Fertigstellung 2024 im BusinessPark-Uferbereich.

 

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