Der Doppelhaushalt 2026/27 zeigt: Die Stadt steht finanziell unter Dauerspannung. Erste Konsolidierungserfolge sind sichtbar – aber das Wasser steht uns weiterhin bis zum Hals.
Haushalt 2026/27 in Zahlen
- Defizit 2026: –12,9 Mio. €
- Defizit 2027: –7,9 Mio. €
- Eigenkapital 2011: ca. 83 Mio. €
- Eigenkapital 2024: 40,3 Mio. €
- Prognose Eigenkapital 2030: –4,5 Mio. €
- Schuldenstand 2030: ca. 151,5 Mio. €
- Pro-Kopf-Verschuldung 2030: ca. 4.340 € je Einwohner:in
- Kassenkreditrahmen: Erhöhung auf 85 Mio. €
Erträge brechen weg, Aufwendungen steigen weiter
Der Haushaltsentwurf für 2026 und 2027 macht deutlich, wie angespannt die Finanzlage der Stadt ist. Im Vergleich zur bisherigen Finanzplanung mussten die Erträge für 2026 um mehr als 3,3 Mio. € und für 2027 um über 3,6 Mio. € nach unten korrigiert werden. Haupttreiber sind schwächere Steuereinnahmen, vor allem bei der Gewerbesteuer und beim Gemeindeanteil an der Einkommensteuer.
Auf der Ausgabenseite zeigt sich das Gegenbild: Die Aufwendungen steigen deutlich. Für 2026 liegen sie rund 10 Mio. € über der früheren Planung, für 2027 immer noch um etwa 6 Mio. € höher. Besonders ins Gewicht fallen die Sach- und Dienstleistungen – darunter Bauunterhaltung, Energie, Mieten und Reinigung – sowie wachsende Transfer- und Sozialausgaben.
Defizite im zweistelligen Millionenbereich – trotz Konsolidierung
Unter dem Strich weist der Entwurf für 2026 ein Defizit von 12,9 Mio. € aus, für 2027 ein Minus von 7,9 Mio. €. Diese Zahlen enthalten bereits die Effekte der eingerechneten Konsolidierungsmaßnahmen. Ohne diese Einsparungen würden die Fehlbeträge noch deutlich höher ausfallen – im Jahr 2026 bei rund 18 Mio. € und 2027 bei etwa 13,6 Mio. €.
Die Konsolidierung wirkt damit spürbar, kann das strukturelle Problem aber nicht lösen: Die Stadt gibt dauerhaft mehr aus, als sie einnimmt. Ein ausgeglichener Haushalt ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht.
Eigenkapital schmilzt ab – Substanz wird aufgezehrt
Besonders deutlich wird die Lage beim Blick auf das Eigenkapital. In der Eröffnungsbilanz lag es noch bei rund 83 Mio. €. Ende 2024 sind davon 40,3 Mio. € übrig. Mit dem prognostizierten Ergebnis 2025 sinkt dieser Wert weiter auf etwa 33,1 Mio. €.
Die mittelfristige Finanzplanung bis 2030 zeigt, wohin die Entwicklung führt: Setzt sich der aktuelle Kurs fort, ist das Eigenkapital bis zum Ende des Planungszeitraums vollständig aufgebraucht und rutscht ins Negative. Für 2030 wird ein negatives Eigenkapital von –4,5 Mio. € prognostiziert. Die Stadt lebt damit faktisch von der Substanz.
Hohe Investitionen – finanziert über neue Schulden
Parallel dazu plant Wedel in den nächsten Jahren umfangreiche Investitionen. Für 2026 und 2027 summieren sich die Maßnahmen auf knapp 49 Mio. €. Schwerpunkte sind Schulen und Kitas, Sportstätten, Straßen sowie das Kombibad.
Finanziert werden diese Investitionen überwiegend über Kredite. Der Schuldenstand der Stadt lag Ende 2024 bei gut 107 Mio. €. Nach vollständiger Ausschöpfung der Kreditermächtigungen steigt er im Planungszeitraum bis 2030 auf rund 151,5 Mio. €. Rechnerisch entspricht das einer Pro-Kopf-Verschuldung von etwa 4.340 €.
Liquidität nur mit Kassenkrediten zu sichern
Auch der Blick auf die Liquidität fällt kritisch aus. Das Saldo aus laufender Verwaltungstätigkeit bleibt bis mindestens 2028 negativ. Schon heute ist klar: Aus der laufenden Verwaltung heraus stehen nicht genug Mittel zur Verfügung, um gleichzeitig die laufenden Ausgaben und die ordentliche Tilgung zu finanzieren.
Der zusätzliche Finanzmittelbedarf wird über Kassenkredite gedeckt. Der Kassenkreditbestand liegt aktuell im zweistelligen Millionenbereich. Damit die Stadt überhaupt zahlungsfähig bleibt, wird die Kassenkreditermächtigung in der Haushaltssatzung auf 85 Mio. € angehoben.
Fazit: Konsolidierung wirkt – reicht aber noch nicht
Die bisherigen Konsolidierungsschritte zeigen Wirkung: Ohne die beschlossenen Maßnahmen wären die Defizite ungleich höher. Gleichzeitig macht der Doppelhaushalt 2026/27 aber deutlich, dass Wedel weiterhin in einer strukturell äußerst angespannten Lage ist.
Die Kombination aus dauerhaft negativen Jahresergebnissen, schwindendem Eigenkapital, steigender Verschuldung und wachsendem Kassenkreditrahmen zeigt: Die Stadt steht finanziell unter massivem Druck. Ohne weitere, teilweise schmerzhafte Entscheidungen wird Wedel die finanzielle Handlungsfähigkeit langfristig nicht zurückgewinnen.