Carsharing in Wedel: CDU kritisiert fehlende Transparenz bei Ausschreibung

Das Thema Carsharing bewegt derzeit die Gemüter in Wedel. Die Idee, ein stationsgebundenes Carsharing-System mit Elektrofahrzeugen einzuführen, fand ursprünglich fraktionsübergreifend großen Anklang. Präsentationen der Initiative „Dorfstromer“ verdeutlichten, wie ein solches System funktionieren könnte und welche Vorteile es sowohl für die Bürger als auch für das Gemeinwohl bringen würde. Dennoch ist der Prozess zur Umsetzung, insbesondere die Entscheidung im UBF-Ausschuss, in die Kritik geraten. Insbesondere die CDU äußert sich enttäuscht über die Art der Entscheidungsfindung und spricht von mangelnder Transparenz sowie ideologischer Einflussnahme.

Hintergrund des Antrags

Die Grünen beantragten im Dezember 2024, die Verwaltung mit einer Ausschreibung für zwei stationsgebundene Elektrofahrzeuge zu beauftragen, die an optimal erreichbaren Standorten im Stadtgebiet bereitgestellt werden sollten. Ziel war es, ein nachhaltiges Mobilitätsangebot in Wedel zu etablieren. Grundlage des Vorschlags war unter anderem die Präsentation des Vereins „Dorfstromer“ im UBF im September 2024, die ein Modell für ein gemeinwohlorientiertes Carsharing vorstellte.

Meine Meinung

Die Entscheidungsfindung zur Carsharing-Ausschreibung in Wedel hat deutlich gemacht, dass es an Transparenz und sorgfältiger Vorbereitung mangelt. Aus meiner Sicht ist die Kritik meiner Fraktion, der CDU, vollkommen berechtigt: Die Diskussion im Ausschuss basierte auf teils unklaren, teils sogar falschen Informationen, die aus meiner Sicht entscheidend das Abstimmungsverhalten beeinflusst haben könnten. Wenn Mitglieder einer Fraktion – hier der Grünen – mit einer Doppelfunktion in Aufsichtsgremien agieren, muss man erwarten können, dass sie ihre Informationen korrekt und umfassend darlegen.

Ein besonders gravierender Punkt ist die Stellungnahme der Stadtwerke Wedel und der Stadtsparkasse, die deutlich gemacht haben, dass keine Bürgschaftszusagen in der dargestellten Form existieren. Darüber hinaus hat die Kosten-Nutzen-Analyse der Stadtwerke klar gezeigt, dass das Projekt in der aktuellen Planung weder wirtschaftlich tragfähig noch nachhaltig ist. Diese Informationen hätten den Mitgliedern des Ausschusses vor der Entscheidung in aller Deutlichkeit bekannt sein müssen.

Ich halte es für problematisch, dass ideologische Ziele die sachliche und wirtschaftliche Abwägung offenbar überlagert haben. Natürlich begrüße auch ich als CDU-Mitglied die Idee eines Carsharing-Angebots für Wedel – gerade, weil wir uns als Fraktion für innovative und nachhaltige Mobilitätslösungen einsetzen. Aber wir müssen sicherstellen, dass solche Projekte solide durchdacht und wirtschaftlich tragfähig sind. Politische Schnellschüsse helfen niemandem, schon gar nicht den Bürgerinnen und Bürgern, die am Ende die Folgen tragen müssen.

Ich unterstütze daher die Forderung meiner Fraktion, den Beschluss aufzuheben und die Diskussion auf eine transparente und faktenbasierte Grundlage zu stellen. Carsharing hat das Potenzial, ein wichtiger Baustein in Wedels Mobilitätskonzept zu werden – sei es durch CO₂-Einsparungen, eine effizientere Flächennutzung oder die Reduzierung des privaten Autoverkehrs. Aber wir dürfen uns keine Illusionen machen: Ein solches Projekt benötigt eine sorgfältige Planung, klare Verantwortlichkeiten und vor allem eine ehrliche Kommunikation aller Beteiligten.

Politik ist für mich keine Bühne für Ideologie, sondern ein Ort, an dem wir gemeinsam Lösungen finden müssen, die langfristig funktionieren und das Vertrauen der Bürger rechtfertigen. In diesem Fall wurde dieses Vertrauen durch die Art und Weise der Entscheidungsfindung aufs Spiel gesetzt. Das dürfen wir nicht zulassen.

Ich hoffe, dass wir aus diesem Vorgang lernen und künftige Projekte mit mehr Offenheit und Sorgfalt angehen. Carsharing kann Wedel bereichern, aber nur, wenn es auf einer Grundlage basiert, die wirtschaftlich und gesellschaftlich tragfähig ist – und das muss unser Anspruch sein.

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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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