Zukunft der Badebucht Wedel

Hinweis: Der folgende Beitrag bündelt meine aktuellen komprimierten Überlegungen. Er ist weder abschließend noch eine Handlungsanleitung. Genauso wenig eine Antwort auf die aktuelle Petition. Hinweise, Ergänzungen und Kritik sind jederzeit willkommen.

Die Badebucht Wedel wurde 2006 eröffnet. Zuvor betrieb die Stadt ein Hallenbad und ein Freibad, die zusammen jährlich rund 1 Mio. € Zuschuss erforderten. Für das neue Bad rechnete man mit einem ähnlichen Bedarf, doch schon im ersten vollen Betriebsjahr zeigte sich: Das Defizit lag bei knapp 2 Mio. €. Nachdem klar wurde, dass dies kein einmaliger Ausreißer war, beauftragte die Kombibad GmbH eine spezialisierte Beraterfirma. Deren Unterstützung und ein strenges Controlling hielten den Zuschussbedarf bis 2022 im Wesentlichen stabil.

Im Rahmen der aktuellen Haushaltskonsolidierung erhielt die Kombibad GmbH den Auftrag, den Zuschuss dauerhaft um 500.000 € zu senken. Dafür wurden elf Szenarien entwickelt. Zugleich war absehbar, dass steigende Personalkosten (neuer TVöD 2023) und dauerhaft hohe Energiepreise die Kosten weiter treiben. Einsparpotenziale im Energiebereich sind weitgehend ausgeschöpft. Der technische Zustand verschlechtert sich, Ausfälle werden wahrscheinlicher, und das Risiko einer plötzlichen Schließung steigt.

Sanierungs- und Umbaukonzept

Vor diesem Hintergrund beschloss der Rat im März 2025, die Einstellung der finaziellen Mittel in den Haushalt 2025 von 14,715 Mio. € plus rund 600.000 € Planungskosten für die Modernisierung der Badebucht bereitzustellen, inkl. der Verpflichtungsermächtigungen für die Folgejahre. Ziel ist eine Konzentration auf den Kernbedarf von Schulen und Vereinen. Vergleichbare Projekte in anderen Kommunen zeigen, dass diese Kostengrößen realistisch sind. Wie hoch die tatsächlichen Kosten ausfallen, hängt stark von Bauweise, energetischem Standard, Ausstattungsqualität und regionalen Marktpreisen ab. MIt der Genehmigung des Haushaltes durch die Kommunalaufsicht, stünden jetzt die weitergehenden, vertiefenden Planungen nichts mehr im Weg. 

Weitere Prüfungen durch die Verwaltung

Ende Juni kündigte die Bürgermeisterin, zunächst intern, im HFA dann öffentlich, an, in Abstimmung mit den Stadtwerken weitere Prüfungen in drei Stufen vorzunehmen:

1) Notfallplan für den Fall eines plötzlichen Ausfalls,

2) Übergangslösung durch Ertüchtigung des Lehrschwimmbeckens für 3–5 Jahre,

3) langfristige Planung für die nächsten 20–25 Jahre, inklusive alternativer Standorte und mobiler Angebote.

Petition zur Badebucht

Im Juli 2025 startete die Petition „Keine Neuverschuldung für die Badebucht“. Sie kritisiert den geplanten Kredit über 14,7 Mio. € bei 30 Jahren Laufzeit und verweist auf die hohe Gesamtverschuldung der Stadt. Gefordert werden die Ablehnung der Kreditaufnahme, die Prüfung weiterer Alternativen sowie mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung.

Alternative Szenarien

Neben dem Sanierungskonzept könnten weitere Ansätze geprüft werden, die nicht zwingend an den jetzigen Standort oder die GmbH gebunden sind. Die bislang vom Aufsichtsrat der Kombibad GmbH betrachteten elf Varianten bezogen sich ausschließlich auf Optionen rund um das bestehende Kombibad und dessen Grundstück; die folgenden Punkte denken den Rahmen bewusst weiter:

  • Schlankere Planung: Reduzierung der Schwimmmöglichkeiten auf beispielsweise nur ein Becken. Das würde den Bau und somit die Investitionskosten weiter verschlanken. Dach, vier Wände, ein Becken plus die Peripherie. Dann ggf. auch auf einem anderen Grundstück. Mehr nicht. Ob das reicht, um allen Schulen und Vereinen ein Schwimmen zu ermöglichen, kann ich beurteilen. 
  • Mobile Übergangslösung: Container- oder Traglufthallen (1–3 Mio. €) als mobile Übergangslösung während Bauphasen. Sie sichern den Schwimmunterricht in einer Bauphase, bieten aber weniger Komfort, eine begrenzte Lebensdauer, höhere Betriebskosten und eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten, weshalb sie sich als Dauerlösung nicht eignen.
  • Interkommunale Zusammenarbeit: Nutzung von Kapazitäten in Nachbarstädten. Die Lage Wedels erschwert dies; realistisch erscheint nur eine Kooperation mit Uetersen. Südlich trennt die Elbe Wedel von möglichen Partnern, der Hamburger Westen ist bereits gut versorgt, und Pinneberg hat gerade selbst hohe Investitionen in sein Bad getätigt.
  • PPP-Modell (Public-Private-Partnership): kann Investitionen vorfinanzieren, Bau- und Terminrisiken auf den Auftragnehmer verlagern (Festpreis/GU bzw. TU), professionelles Betriebs-Know-how einbringen und über Verfügbarkeits- bzw. Serviceverträge eine gesicherte Instandhaltung über den Lebenszyklus gewährleisten. Das schafft Planungs- und Kostensicherheit und kann die Anlagenverfügbarkeit erhöhen; die Kommune behält über klare Leistungsbeschreibungen, KPIs und Controlling die inhaltliche Steuerung (z. B. Schul- und Vereinszeiten, Qualitätsstandards, Tarifstruktur). Voraussetzung sind eine transparente Risiko- und Kostenaufteilung, wettbewerbliche Vergabe und nachvollziehbare Verträge – ohne diese drohen lange Bindungen, geringere Flexibilität und hohe Transaktionskosten.
  • Bürgerbad-Modell: setzt stark auf ehrenamtliches Engagement, erfordert dennoch Zuschüsse, professionelle Führung und hat meist ein kleineres Angebot.
  • Naturbad: Saisonale Lösung, attraktiv im Sommer, aber keine ganzjährige Versorgung.

Unabhängig von der gewählten Variante: Jedes tragfähige Schwimmangebot in Wedel erfordert erhebliche Investitionen. Da keine freien Haushaltsmittel vorhanden sind, müssten sämtliche Maßnahmen kreditfinanziert werden. Die erste Grundsatzfrage lautet daher: Soll das Schwimmangebot in Wedel überhaupt erhalten bleiben? Wenn diese Frage mit Nein beantwortet wird, muss geklärt werden, wie beispielsweise das im Lehrplan fest verankerte Schulschwimmen künftig organisiert werden kann. Wenn die Antwort jedoch Ja lautet, muss allen klar sein, dass es ohne Neuverschuldung nicht gehen wird. Eine Verschiebung würde zudem das Risiko einer unkontrollierten Schließung bei technischen Ausfällen deutlich erhöhen.

Wie auch immer sich Wedel entscheidet: Zuerst steht die Grundsatzfrage „Schwimmangebot erhalten – ja oder nein?“. Wenn „ja“, braucht es die Ehrlichkeit, den Weg über Kredite zu gehen; wenn „nein“, braucht es tragfähige Alternativen insbesondere fürs Schulschwimmen. 

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    Thomas Fritz kommentierte auf Sonntag, 13. April 2025 09:00
    Ich finde die Ansiedelung von DHL gut und würde das gerne so beschloßen sehen. Die Idee eines zusätlichen EDEKA sehe ich skeptisch. Was garantiert uns das der Eigentümer nich EDEKAs an anderen Stellen in Wedel dafür schließt. Der EDEKA in den Welau-Arkaden wäre ein Ankermieter sein weggeang würde der Bahnhofstraße[…]
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    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 20:32
    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
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    Die Annahme ergibt sich direkt aus den im Artikel genannten Punkten.
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    Vielen Dank für den Hinweis – völlig richtig: Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden die Arbeitsverhältnisse in der Regel unverändert übernommen. Das schränkt natürlich auch die „Flexibilität“ eines möglichen privaten Betreibers deutlich ein und ist ein weiterer Grund, warum die Übernahme eines defizitären Betriebs w[…]
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    Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt.? Warum investiert die Stadtsparkasse in Holm und nicht in Wedel? Warum wird die Sparkasse nicht zu Geld gemacht? Letztendlich wundert mich auch folgendes: Wo war die CDU in den letzten 12 Jahren? Soweit ich mich erinnere, wurde Niels Schmidt urch die CDU[…]
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    Worauf beruht die Annahme, das sich kein Investor für ein privat betriebenes Bad finden würde ?  
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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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    Ein Hinweis. Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden auch die Arbeitsverträge übernommen. Eine Kündigung der Arbeitnehmer ist rechtlich selten durchsetzbar.