Cockpitbericht: Defizit sinkt – aber der Trend ist nicht stabil

Die Stadt Wedel rechnet für 2025 mit einem deutlich kleineren Minus als zu Jahresbeginn. Das klingt gut. Doch der Blick hinter die Zahl zeigt: Die Entlastung beruht vor allem auf Sondereffekten und Verschiebungen. Von einer nachhaltigen Trendwende kann man nicht sprechen.

Warum das Ergebnis besser aussieht
Der größte Effekt kommt aus einem abgeschlossenen Gewerbesteuerfall. Dabei konnten buchhalterische Rückstellungen und Wertberichtigungen aufgelöst werden. Solche Vorgänge verbessern das Jahresergebnis einmalig, erhöhen aber nicht die künftige Steuerkraft der Stadt. Gleichzeitig fallen Zinsen an, die einen Teil des Effekts wieder auffressen. Unter dem Strich hellt das 2025 spürbar auf, wiederholt sich aber voraussichtlich nicht.

Was sich im laufenden Betrieb tut
Auch bei den laufenden Ausgaben wirken Entlastungen, etwa weil Stellen unbesetzt sind oder Einstellungen später greifen. Das senkt die Personalkosten temporär. Bei Sach- und Dienstleistungen wurden Ausgaben geschoben oder langsamer abgerufen, während gleichzeitig zusätzliche Mittel für die Gebäudeunterhaltung nötig waren. Solche Bewegungen deuten eher auf Timing hin als auf dauerhaft niedrigere Kosten.

Investitionen und gesperrte Mittel
Die Investitionsprojekte laufen langsamer als geplant. Das verbessert zwar kurzfristig den Kassenabfluss, sagt aber nichts über die strukturelle Finanzlage aus. Die Stadt hat zudem einen Teil der ursprünglich gesperrten Mittel wieder freigegeben. Das ist ein Zeichen vorsichtiger Entspannung, ersetzt aber keine dauerhaften Verbesserungen im Haushalt.

Einnahmen abseits der Sondereffekte
Bei Grundstücksverkäufen rechnet die Stadt in diesem Jahr mit weniger Erlösen als geplant. Auch das spricht gegen einen breiten, stabilen Rückenwind auf der Einnahmeseite.

Was heißt das für Wedel?
Die kleinere rote Zahl ist real. Sie entsteht aber vor allem durch einmalige Buchungen und zeitliche Effekte. Strukturell – also dauerhaft – ist der Haushalt weiterhin im Minus. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das: Die Lage ist weniger dramatisch als befürchtet, aber noch nicht gesund. Konsolidierung und Prioritäten bleiben notwendig.

Worauf jetzt zu achten ist

  • Die nächste Steuerschätzung im November zeigt, wie belastbar die Einnahmenbasis ist.

  • Ob die Personalkosten 2026 wieder steigen, hängt von der Besetzung offener Stellen ab.

  • Wie schnell Investitionen umgesetzt werden, wirkt auf Kasse und Folgekosten, ändert aber das strukturelle Defizit nicht automatisch.


Das Defizit 2025 fällt kleiner aus, doch die Hauptgründe sind nicht wiederkehrend. Ohne zusätzliche, dauerhafte Entlastungen und solide Einnahmequellen bleibt die Entspannung vorübergehend.

Keine Kommentare

Einloggen, um einen Kommentar zu schreiben

  • Zusammenfassung des Artikels „Wer sichert sich Wedels Lost Place?“:
    3
    Thomas Fritz kommentierte auf Sonntag, 13. April 2025 09:00
    Ich finde die Ansiedelung von DHL gut und würde das gerne so beschloßen sehen. Die Idee eines zusätlichen EDEKA sehe ich skeptisch. Was garantiert uns das der Eigentümer nich EDEKAs an anderen Stellen in Wedel dafür schließt. Der EDEKA in den Welau-Arkaden wäre ein Ankermieter sein weggeang würde der Bahnhofstraße[…]
  • Zusammenfassung des Artikels „Wer sichert sich Wedels Lost Place?“:
    3
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 20:32
    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
  • Begründung zum Antrag der Maßnahmenerweiterung der CDU
    2
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:45
    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung zum Artikel – auch wenn der Ton wieder einmal mehr auf Provokation als auf konstruktiven Austausch abzielt. Ich möchte dennoch auf Ihre Punkte eingehen: Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt? Ein Großteil der neuen Stellen resultiert aus rechtlichen Verpflichtungen. Ein Teil der nicht[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:33
    Die Annahme ergibt sich direkt aus den im Artikel genannten Punkten.
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:30
    Vielen Dank für den Hinweis – völlig richtig: Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden die Arbeitsverhältnisse in der Regel unverändert übernommen. Das schränkt natürlich auch die „Flexibilität“ eines möglichen privaten Betreibers deutlich ein und ist ein weiterer Grund, warum die Übernahme eines defizitären Betriebs w[…]
  • Begründung zum Antrag der Maßnahmenerweiterung der CDU
    2
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 08:35
    Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt.? Warum investiert die Stadtsparkasse in Holm und nicht in Wedel? Warum wird die Sparkasse nicht zu Geld gemacht? Letztendlich wundert mich auch folgendes: Wo war die CDU in den letzten 12 Jahren? Soweit ich mich erinnere, wurde Niels Schmidt urch die CDU[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 07:32
    Worauf beruht die Annahme, das sich kein Investor für ein privat betriebenes Bad finden würde ?  
  • Zusammenfassung des Artikels „Wer sichert sich Wedels Lost Place?“:
    3
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 07:27
    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Renate Palm kommentierte auf Freitag, 21. März 2025 20:04
    Ein Hinweis. Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden auch die Arbeitsverträge übernommen. Eine Kündigung der Arbeitnehmer ist rechtlich selten durchsetzbar.