Klares Signal aus Kiel: Kommunalaufsicht warnt – Wedel droht Verlust der finanziellen Handlungsfähigkeit
Die Haushaltslage der Stadt Wedel ist dramatisch. Das geht aus dem Schreiben der Kommunalaufsicht hervor, das am 6. Juni 2025 beim Rathaus eingegangen ist. Auch wenn die Haushaltssatzung für 2025 in Teilen genehmigt wurde – das Ministerium macht keinen Hehl daraus: Ohne harte Einschnitte, konkrete Sparmaßnahmen und strukturelle Reformen ist die finanzielle Zukunft der Stadt massiv gefährdet.
51 Millionen Euro Defizit bis 2028 – Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben
Die nackten Zahlen sprechen für sich:
- Bereits bis Ende 2024 haben sich Defizite von über 44 Millionen Euro aufgebaut.
- Der Haushalt 2025 bringt ein weiteres Minus von 13,8 Millionen Euro.
- Selbst bei optimistischer Planung bleiben bis Ende 2028 immer noch 51,4 Millionen Euro Schulden, die sich im Ergebnishaushalt aufstauen.
Gleichzeitig schrumpft das Eigenkapital – also das finanzielle Fundament der Stadt – von einst 83 Millionen Euro (2011) auf nur noch 33 Millionen Euro im Jahr 2028. Das ist weniger als die Hälfte dessen, womit Wedel einst in das doppische Rechnungswesen gestartet ist. Die Kommunalaufsicht stellt klar: „Die dauernde Leistungsfähigkeit der Stadt Wedel ist nicht gegeben.“
Kassenkredite: Spitzenwert in Schleswig-Holstein
Besonders alarmierend ist die Lage bei den sogenannten Kassenkrediten – das kommunale Pendant zum Dispo-Kredit. Am Jahresende 2024 lag der Stand bei 24 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der gesamte Bestand an Kassenkrediten aller anderen Kommunen in Schleswig-Holstein liegt bei rund 32 Millionen Euro. Fast drei Viertel dieses Betrags entfallen auf eine einzige Stadt: Wedel.
Mit den geplanten weiteren Liquiditätsabflüssen droht dieser Betrag noch einmal deutlich zu steigen – verbunden mit unkalkulierbaren Zinsrisiken. Die Aufsichtsbehörde mahnt: „Das Zinsänderungsrisiko ist erheblich.“
Haushalt 2025 nur unter Auflagen genehmigt
Trotz dieser besorgniserregenden Zahlen wurde die Haushaltssatzung 2025 genehmigt. Die Kommunalaufsicht hat die Investitionskredite (9,5 Mio. €) und Verpflichtungsermächtigungen (25,7 Mio. €) in voller Höhe genehmigt – allerdings nur, weil die Stadt Wedel eine deutliche Bereitschaft zur Konsolidierung signalisiert hat.
Klar ist aber auch: Für die kommenden Jahre steht diese Genehmigung unter Vorbehalt. Die Genehmigung für 2026 wird nur erteilt, wenn:
- alle Maßnahmen der „Haushaltssicherung 2028“ konkretisiert und
- verbindlich vom Rat beschlossen wurden sowie
- die Umsetzung bereits begonnen hat.
Die Kommunalaufsicht erwartet dafür eine präzise Aufstellung aller Maßnahmen, inklusive Beschlussdatum, Beginn der Umsetzung und geplanter finanzieller Wirkung bis 2028.
Kritik und Anerkennung – Haushaltsführung 2024 im Fokus
Die Kommunalaufsicht äußert sich auch zur Haushaltsdurchführung im Jahr 2024. Für dieses Jahr war ursprünglich ein Überschuss geplant – tatsächlich entstand jedoch ein erheblicher Fehlbetrag. Die Verwaltung reagierte auf diese Entwicklung im September 2024 mit einer Haushaltssperre – ein Schritt, den die Kommunalaufsicht als konsequent und folgerichtig bewertet. Auch wenn ein Nachtragshaushalt formell noch hätte folgen sollen, wird das frühzeitige Eingreifen der aktuellen Verwaltungsspitze als positives Signal der Handlungsbereitschaft gewertet. Für künftige vergleichbare Fälle stellt die Kommunalaufsicht jedoch klar: Ein Nachtragshaushalt wird in solchen Situationen zwingend erwartet.
Auf der Habenseite steht: Die Investitionen wurden 2024 mit einer überdurchschnittlichen Umsetzungsquote von 74,4 % realisiert. Darüber hinaus ist es der Stadt gelungen, alle Jahresabschlüsse bis einschließlich 2023 aufzustellen, zu prüfen und vom Rat beschließen zu lassen – auch der Jahresabschluss 2024 wurde fristgerecht vorgelegt. Die Kommunalaufsicht lobt: „Gerade bei dieser Haushaltslage ist Transparenz für Bürger, Vereine und Wirtschaft von besonderer Bedeutung.“
Fazit: Letzte Chance zur Umkehr
Das Schreiben der Kommunalaufsicht ist in seiner Deutlichkeit bemerkenswert. Es spart nicht mit Kritik, lässt aber auch eine Tür offen. Der Haushalt 2025 wurde genehmigt – aber nur unter strengen Auflagen und mit klaren Erwartungen für die kommenden Jahre. Es ist ein letztes Warnsignal an Politik und Verwaltung in Wedel, den eingeschlagenen Kurs der Konsolidierung konsequent fortzusetzen – sonst droht der Stillstand.
Die Kernbotschaft aus Kiel:
„Ohne harte Einschnitte, klare Prioritäten und nachhaltige Entscheidungen ist eine eigenständige Haushaltsführung für Wedel nicht mehr möglich.“
Wie dieser Weg aussieht – und wie viel Bereitschaft zum Wandel tatsächlich vorhanden ist – wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Zeit zum Zögern ist vorbei.