Mitten in den Dünen von Hörnum, dem südlichsten Ort der Insel Sylt, liegt das Fünf-Städte-Heim – eine Gruppenunterkunft für Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine und Seminarteilnehmende. Träger ist der Fünf-Städte-Verein Pinneberg e.V., dem auch die Stadt Wedel angehört. Seit Jahrzehnten ermöglicht das Haus jungen Menschen erlebnisreiche Aufenthalte in unmittelbarer Nähe zu Nordsee und Wattenmeer – bei bezahlbaren Preisen und pädagogischem Anspruch. Doch das Modell steht unter Druck. Am Montag berichtete der Vereinsvorsitzende Volker Hatje im Haupt- und Finanzausschuss über die aktuelle Lage.
Was das Heim bietet
Das Gelände umfasst rund 440 Betten – verteilt auf 4- und 6-Bett-Zimmer für Jugendliche sowie Einzel- und Doppelzimmer für Begleitpersonen. Hinzu kommen elf Gruppenräume, sogenannte „Dönsen“ auf den Fluren, mehrere Sport- und Spielmöglichkeiten (u. a. Kletterturm, Kleinsportfelder, Beachvolleyball) sowie ein eigener Sanitätsbereich. In der Hauptsaison (März bis Oktober) sorgt ein erfahrenes Küchenteam für Halbpension oder Vollverpflegung. Naturkundliche Wattwanderungen, Schiffsfahrten zu den Nachbarinseln und betreute Badezeiten am Weststrand ergänzen das Angebot.
Das Haus richtet sich ausdrücklich nicht an Einzelreisende, sondern ausschließlich an Gruppen. Der pädagogische Rahmen orientiert sich an den Zielen der Agenda 2030 und legt Wert auf Umweltbildung und Gemeinschaftserfahrung.
Finanzlage und Investitionsbedarf
Wie Hatje vor dem Ausschuss berichtete, wurde über viele Jahre hinweg wenig in die bauliche Substanz investiert – bewusst, um günstige Preise zu ermöglichen. Diese Priorität sei nachvollziehbar gewesen, führe heute aber zu erheblichem Sanierungsbedarf. Brandschutz, energetische Modernisierung, Barrierefreiheit – all das ist notwendig, kann derzeit aber nicht aus Eigenmitteln finanziert werden. Die Vereinsfinanzen seien zwar stets stabil gewesen; eine Rücklage für größere Baumaßnahmen existiert aber nicht.
Hinzu kommt die allgemeine Problematik, geeignetes Personal zu finden. Über Jahre war die Leitung des Hauses vakant – erst seit 2024 führt ein engagiertes Ehepaar das Heim vor Ort. Der Betrieb ist damit wieder verlässlich organisiert, aber mittelfristig bleibt die Personalgewinnung eine strukturelle Herausforderung.
Geplanter Grundstücksverkauf seit 2012
Bereits seit 2012 gibt es Pläne, einen Teil des Grundstücks zu verkaufen, um mit den Erlösen Investitionen ins Heim zu ermöglichen. Konkret soll auf einem bisher ungenutzten Areal geförderter Wohnungsbau entstehen – ein Projekt, das vom schleswig-holsteinischen Innenministerium ausdrücklich unterstützt wird. Wohnraum auf Sylt ist knapp und teuer; bezahlbare Mietwohnungen gelten als überlebenswichtig für die Zukunft der Insulaner.
Allerdings ist das Vorhaben bislang an behördlichen Hürden gescheitert. Der Großteil der Insel steht unter Naturschutz, und der verbleibende bebaubare Bereich ist weitgehend ausgeschöpft. Neue Flächen zu entwickeln, ist rechtlich komplex und politisch sensibel. Gleichzeitig betonte Hatje, dass der Verein selbst nicht unter Verkaufsdruck steht: Es besteht keine Nachschusspflicht der Mitgliedskommunen, und die Kasse war bislang nie im Minus.
Änderungen in der Vereinsstruktur
Um die Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, wurde die Zahl der kommunalen Vertreter im Vereinsvorstand kürzlich reduziert. Ziel ist mehr Handlungsfähigkeit bei operativen Fragen, etwa im Zusammenhang mit dem Grundstücksverkauf oder der Planung von Sanierungsmaßnahmen.
Ausblick
Das Fünf-Städte-Heim bleibt ein wichtiger außerschulischer Lern- und Begegnungsort – gerade für junge Menschen aus Schleswig-Holstein. Die Frage ist, ob das bisherige Modell auch in Zukunft tragfähig bleibt. Der Sanierungsstau ist nicht wegzudiskutieren, die Personalfrage bleibt herausfordernd und ohne externes Kapital lässt sich der notwendige Umbau kaum realisieren.
Ob das gelingt, hängt maßgeblich von den nächsten Schritten beim Grundstücksverkauf ab – und davon, ob sich eine tragfähige Lösung zwischen Natur- und Wohnraumschutz auf Sylt finden lässt.
Unabhängig davon gilt: Für den Verein besteht laut Satzung keine Nachschusspflicht der Mitgliedskommunen, auch Defizite mussten bisher nicht verzeichnet werden. Die laufenden Ausgaben konnten in der Vergangenheit stets gedeckt werden – Investitionen in die Gebäudesubstanz waren allerdings nicht finanzierbar.